



Eine Rauminstallation mit mehreren Projektionsflächen für Film- und Videomaterial, Live-Zeichnungen und Animationen, die akustisch untermalt sind
JOHAN ROBIN (Video & Film (8mm + 16 mm)
ANJA TCHEPETS (Live-Zeichnungen & Projektionen)
HARALD ANSORGE (Soundscape)
Unsere modernen Städte verändern sich sehr rasant. Glastürme von immer spektakulärer Architektur schiessen in die Höhe wie Pilze aus der Erde nach dem Regen, die zu Schlachtschiffen werden, immer höher und riesiger. Wie Bakterien, Viren, wie eine Plage,die sich über die gesamte Welt verbreitet. Dieses exklusive und nicht integrative Wachstum der Architektur, der schiere Seiten aus Glas und Metall erheben sich mit ihrer kühlenden Schönheit.
Aufführungen bei: 48 Stunden Neukölln, Boddinale Filmfestival und am Tag der offenen Tür in den BLO-Ateliers.
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Die Ikonographie des Reisens in bewegten Bildern
Was ist das Besondere am Ver-Reisen? Geht es wirklich um das Erkunden von Neuem oder nicht vielmehr um das Entschwinden aus dem Alltäglichen? Wieso muss gerade dieses Entkommen dokumentiert werden? Hat man Angst sich auf die Erinnerung zu verlassen?Heute leben wir in einer fortlaufenden Bilderflut, in der die Entwicklung einer verläßlichen Ästhetik kaum noch möglich scheint. Super 8 Material hatte nicht die Beliebigkeit der digitalen Medien von heute, wo wir unüberlegt und inflationär filmen und fotografieren. Uns droht ein Archiv, das wir nicht mehr beherrschen, wir müssen nach dem Filmen selektieren. Wir leben in einer Löschkultur.Film hingegen war wertvoll und zeitaufwendig, man musste die Spule erst zu Ende filmen und anschließend lange warten bis sie endlich entwickelt wurde. Alles außer komplett weiß oder schwarz besaß eine Wertigkeit und wurde behalten, egal ob verschwommen oder überbelichtet, es war eine Erinnerung, ein Andenken an einen besonderen Moment, es war ein Stück Wahrheit!Johan Robin lebt die Sammel-Kultur und versucht sein Archiv aus unzähligen privaten 8mm Aufnahmen zu beherrschen und zu beleben. Mit Anja Tchepets und Harald Ansorge gelingt es die immanente Kraft der Bilder zu erspüren und in unsere Zeit, in unsere Wahrnehmung zu transferieren.In dem Projekt ANKUNFT DAVAI VOYAGE werden vergessene Bilder zu einem neuen Leben erweckt. Es entstehen Fragen zum Thema Reisen, Sein und Filmen, und die Künstler geben sie weiter an Menschen, die
sie auf ihren Reisen kennenlernen.
FILMPROJEKTION
ANKUNFT DAVAJ VOYAGE
Die Ikonografie des Reisens in bewegten BildernEine Rauminstallation für mehrere Projektionsflächen und KlangkunstDie bewegten Bilder von damals sind heute nicht etwa ein Echo aus ferner Zeit, sondern sie sind etwas eigenes, eine eigene, eine andere Welt, und durch das Betrachten der Installation bekommen wir die Möglichkeit in diese Welt einzutreten. Wir werden mitgenommen zu fernen Orten, ohne uns selbst dort–
hin bewegen zu müssen. Wir reisen mit, und bleiben doch, wo wir sind. Überall finden wir rote Fäden, die aus dem alten Filmmaterial heraushängen, Geschichten die abbrechen, Gesichter die wieder auftauchen, Orte, die wir zu kennen scheinen und am Ende gelingt es eine Geschichte zu formen, in der neue Kontexte, Zusammenhänge und Bedeutungen entstehen. Wir bilden im ZUSCHAUEN einen Resonanz- und Kombina– tionsboden, auf den diese bewegten Bilder fallen und in uns entsteht, durch die Sprachen der Montage undder Klangkunst diese eine neue Welt.Erinnerungen der Vergangenheit werden heute zur Fiktion von morgen.Die Grundlage für das Projekt ist eine große, über Jahrzehnte gewachsene Sammlung analoger Amateur– filme, tausende Meter von 8-mm Filmaufnahmen aus der ganzen Welt – ein ganzer Bilderkosmos zeigt das Reisen ab Mitte der 1950er bis Ende der 1990er Jahre.Die bewegten Bilder dienten einst der Erinnerung, heute erschaffen sie gekoppelt an die erzählten Geschichten und eine Soundcollage aus den Geräuschen von 8mm Film, Foleys und einem Sounddesign, das sich am Amateurklang der damaligen Zeit orientiert eine neue Erfahrungswelt. Musik mit analogen Synthesizer, dem Klang der damaligen Zeit, unterstüzen diese Wahrnehmung. Wir können nun losgelöst von den ursprüngli– chen Autoren durch eine neugeschaffene Welt reisen.
INSTALLATION
KOFFER
Der Koffer ist das Symbol allen Reisens, ob Urlaub, Geschäftsreise oder eine Fahrt zu Verwandten, zu Beginn jeder Reise steht der Koffer. Fällt unser Blick zufällig auf dieses Gepäckstück, so denken wir ans Reisen. Wir füllen ihn mit unseren Sehnsüchten und in uns keimt der Wunsch zu verschwinden.
„Ich werde in der Fremde durchlässiger. Ich lasse mich erreichen von Stimmungen“
Roger Willemsen: „Die Enden der Welt“
Das Entschwinden aus dem Alltäglichen, macht frei von Verantwortung, frei von Verfügbarkeit und frei von Verpflichtung, es öffnet uns für allerlei Neues, das ohne das Reisen keinen Zugang zu uns gefunden hätte.
Doch was bleibt von alldem zurück? Ein leerer Koffer und Erinnerung, und damit die Sehnsucht des erneuten Ver- schwindens. In unserer bildgewaltigen Welt scheint jede Erinnerung nur noch wahr, wenn es ein Bild, ein Photo, eine Instagram-Story dazu gibt.
Doch was berührt uns wirklich, was bringt uns das Gefühl des verschwunden Seins näher? Die Ansichtskarte? Das Photo vom einsamen Strand, vom Sonnenuntergang?
Mich packen eher die unscheinbaren Momente und die Klänge und Klangschaften. Die Geräusche beim Umsteigen auf dem Bahnhof in Bologna, das Brausen der See auf einem kleinen Segelboot, der tief brummende Motor einer Fähre in Norwegen oder ganz einfach die Schreie der Möwen an der Nordsee. Die feinen Differenzen, eine Welle die an einer Holzbuhne in der Ostsee bricht klingt anders, als eine Welle im Mittelmeer, die sich an den großen Schutzsteinen aufreibt. Diese Töne bringen mich ganz nah an das Gefühl des Verschwindens, des sich Auflösens und des sich Verbindens mit dem was gerade ist und war.
In der Installation öffne ich die Koffer für die Besucher, doch auf den ersten Blick sind sie leer, jedoch bald schon hört man die Erinnerungen des Verschwindens aus dem Objekt. Der Koffer, der leere Koffer, ist hier nicht nur Symbol sondern erst durch den Koffer werden die Töne wahrnehmbar, denn die Koffer sind tatsächlich die Lautsprecher, die Wandler, sie reaktivieren die konservierten Schwingungen und erfüllen die Luft des Jetzt mit den Tönen der Erin- nerung und so besteht die Chance, auch jetzt und hier, für ein paar Augenblicke zu verschwinden; um anzukommen.
H. Ansorge 2022










Live Zeichnungen und Collagen (Anja Tchepets) und Live Klangschaft (Harald Ansorge)
Was wäre, wenn es Zeitreisen gäbe? Forscher zumindest konnten kein wissenschaftliches Gesetz finden, das Zeitreisen grundsätzlich verbietet. Wo würde man hinreisen? Welcher Zeitabschnitt ist besonderes faszinierend und interessant? Und vor allem warum? Was verrät die Epoche über den Mensch, der sich dieses Ziel setzt? Würde man lieber in die Vergangenheit reisen oder in die Zukunft?
Diese Fragen haben wir an verschiedene Menschen weitergegeben und erstaunliche Antworten bekommen. Geschichten, aus denen wir Live kleine Trickfilme kreieren. Anja Tchepets zeichnet, malt, druckt und arrangiert die Welten, die unsere Protagonisten gerne bertrachten, bereisen möchten. Harald Ansorge unterstützt mit den Klängen seiner E-Geige die Bewegungen der Pinsel und Folien. Aus dem “zeitlosen” Instrument Maultrommel arrangiert er im Sampler den Rhythmus der Zeitreise und spielt die Interviews live ein.
Visuele Ebene
Live-Zeichnungen sind vergänglich, sie entstehen, erscheinen, verweilen einen Augenblick um gleich wieder zu verschwinden. Was bleibt, ist ein Bild in der Erinnerung.
Die Hand bewegt den Stift, den Pinsel, die Feder oder die Druckwalze über den Leuchttisch. Spuren entstehen. Linien, Formen und einzelne Elemente werden zu Bildern. Unsichtbare Wel- ten tauchen kurz auf und verschwinden bald wieder.
Dabei erleben die Zuschauer nicht nur das Endergebnis, das geplante Bild, sondern den zeichnerischen Prozess, die Entstehung des Bildes wird sichtbar, gerät in den Vordergrund.
Während der Zeichenperformance werden verschiedene Techniken verwendet, es wird gezeichnet, gemalt, Bilder aus vorbereiteten Schablonenformen zusammen ausgelegt. Tu- sche, Sand, Druckfarben und Druckwalzen kommen zum Einsatz. Das zeichnerische Reper- toire und die vorbereiteten Formen und Folien dienen als Grundmaterial im großen Lager- raum. Technik und Erfahrung aus Malerei, Zeichnung und Druckgrafik werden angewendet. Es wird geforscht und experimentiert. Dabei wird der Versuch unternommen die Zeit einzufan- gen. Die Bewegung ist in der Gegenwart und wird sofort zur Vergangenheit.
Was passiert, wenn Wort und Zeichnung sich begegnen? Wie packt man eine Zeichnung in bestimmte Zeitfenster? Und was passiert, wenn Klang dazu kommt? Wie funktionieren die Zeichnungen und der Ton zusammen? Die künstlerisch, experimentelle Reise begibt sich auf die Suche nach Antworten.
Klangliche Ebene
Musik, Foleys (Arbeit des Geräuschemachers) und Sound Design
Wie das weiße Blatt Papier oder der leere Leuchttisch, so ist auch die Klangebene bedroht vom „Horror Vacui“. Deshalb braucht jeder Abschnitt, jede Geschichte einer Zeitreise eine Art Gerüst. Dieses Gerüst wird aus einem einfachen Rhythmus bestehen, der Urform aller Musik. Gespielt mit einem Instrument, das so speziell und doch ubiquitär verbreitet ist und dessen Alter keiner recht bestimmen kann, der Maultrommel. Jedes Bild, jede Zeitreise bekommt ihren eigenen Rhythmus.
Gleich dem Einsatz von Farben werden der rythmischen Ebene Flächen vom Klang der E-Geige hinzugefügt.
Zeitepochen werden musikalisch aufgegriffen, geht es z.B. um die 1960er so wird ein Hendrix Gitar- ren-Riff, geht es um die Romantik eine Passage aus Mahlers des Knaben Wunderhorn angedeutet.
Tauchen im Bild Gärten auf, so hören wir Vögel, bergige Landschaften werden mit Wind und Schiffahr- ten mit Wellen lebendig. Diese Geräusche werden wenn möglich Live gemacht oder Live eingespielt.
In langen Proben wird das exakte Timing für die Sprachaufnahme, also die gesprochene Zeitreise festgelegt. Auch diese wird Live eingespielt oder gar Live vorgetragen.
Und so füllt sich Ebene um Ebene und formt eine Klangschaft die es schafft Bilder- und Geschichtenwelt zu verbinden. So können wir loslassen und wir verlieren uns in der Zeit, Reisen durch sie, um am Ende wieder sicher in der Gegenwart zu landen.
HARALD ANSORGE (Konzept, Soundscape & Performance)
JOHAN ROBIN (Video, Film & Performance)
ANJA TCHEPETS (Performance)
Zu Beginn ertönt das verstärkte und verzerrte Signal einer Festplatte, vielleicht als Zeichen, dass all dies nur gespeichert ist und nicht mehr stattfindet? Auf der linken Seite, der Seite
des Herzens, sehen wir eine skurrile Projektion. Scheinbar
sehr alte Filmaufnahmen zeigen die Zukunft der Erde, als menschenleeres Gebiet. In der Mitte ist ein abgestecktes Gebiet mit einem Mittelpunkt, der nicht betreten werden darf. Sowie ein Tisch mit allerlei akustischen Geräten. Rechts, auf der Seite der Logik, sehen wir vier Personen die Würfeln. Immer wieder scheint das Ergebnis der Würfel einen Spieler zur Tat aufzufordern. Die Performance beginnt.
Uraufführung fand in der Akademie der Bildenden Künste München Dezember 2018 statt.
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