Harald Ansorge

arbeitet seit den frühen 1990er Jahren als Filmemacher. Zunächst mit 16mm und Video rein experimentell, ab 2000 beginnt er mit der Arbeit an Drehbüchern und Theaterstücken.

Eine kleine Auswahl:



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Das Berliner Zimmer

Showrunner, Buch und Regie: Harald Ansorge

Folge 0 „Isolation“

Der isländische Virologe Steven Nodjet erwacht ohne Erinnerung was zuletzt geschehen ist auf dem Boden eines Berliner Zimmers. Er hat das eigentümliche Gefühl gefangen zu sein, obwohl Fenster und Türen unverschloßen sind.

Im Hinterhof wohnt ein komischer Typ in einer Tonne, aber irgendwie kann Nodjet keinen Kontakt zu ihm aufbauen, da erscheint die Putzfrau Magda, die behauptet es sei das Jahr 1925. Magda besteht darauf das Nodjet im Berliner Zimmer bleibt, während sie im Herrschaftsbereich verweilt. Wie auch der Typ im Hof behauptet Magda, dass die Spanische Grippe seit 6 Jahren wütet.

Das Zimmer scheint ein lebender Organismus zu sein und Nodjet ist überzeugt davon, dass er eine Aufgabe erfüllen muss, eine Art Rätsel für das Zimmer lösen soll, um wieder herauszukommen aus diesem komplexen Verließ. Nur langsam begreift er, dass es weniger er ist der dem Zimmer helfen kann, als viel mehr das Zimmer Möglichkeiten hat ihm zu helfen und die Unfreiwilligkeit seines Besuchs gar nicht so unfreiwillig ist.

Entstehung des Berliner Zimmers:

Das Berliner Zimmer und viele weitere Charaktere und Geschichten drum herum wurden vor ca. sechs Jahren als Mystery-Serie für 3Sat mit Lars Eidinger in der Hauptrolle entwickelt. Am Ende sollte der Besucher des Zimmers sich so wohl fühlen und in seiner „Gefangenschaft“ so viele Privilegien erhalten, dass er eine Art Late Night Show daraus generiert. Dieser Schritt, aus dem fiktiven Story-Telling ins Show Format, war dem Sender aber dann doch zu „neu“ und das Projekt wurde eingestellt.

Jetzt in der Krise rissen plötzlich so viele Pralellen auf, dass Harald Ansorge sich entschloß zumindest die erste Folge als Live Stream ohne finanzielle Mittel, mit der Hilfe des Theaters Tik Nord und Nemo Film zu realisieren.

 

 

 

Die halbe Geschichte der ganzen Staffel:

Ein Gebäudekomplex mit fünf Hinterhöfen und einer herrschaftlichen Wohnung samt ihrer mysteriösen Bediensteten gerät 1925 aus den zeitlichen Fugen und erscheint in einer Parallelwelt in unserer Zeit.

Es lief eigentlich bisher, von außen betrachtet, alles super für Nodjet, reiches Elternhaus, gute Ausbildung, viele Freunde und eine Attraktivität bei den Frauen, die er sich selbst nie so ganz erklären konnte. Jedoch etwas fehlte und dies bildete ein Loch, ein dunkles, schwarzes Loch, dass sich immer weiter ausbreitete und in das er gelegentlich hineinfiel. Aber auch in den hellsten Momenten stellte sich keine Zufriedenheit ein und dies marterte tiefe Kerben in seine Seele. Es ist auch die Kraft der Sehnsucht, die ihn im Berliner Zimmer hält.

Das Berliner Zimmer ist nicht nur ein Ort, es lebt, es ist ein Wesen, ein Wesen das Fragen beantwortet und Fragen stellt, das Gefühle hat und zeigt. Es ist der Antagonist und das erste Opfer ist Nodjets beste Freundin. Oder sind noch andere Kräfte im Herschaftsbereich am wirken?

Steven trifft auf den 120 Jahre alten Butler Nestor, der nicht im Geringsten bereit ist sein fundiertes Wissen um die Geheimnisse des Berliner Zimmers zu teilen. Jedoch ist er zunächst mit Magda die Kontaktstelle, die Verbindung zwischen Steven und dem „Geist“ des Berliner Zimmers. Nodjet projeziert die Kraft und Macht des Zimmers auf Personen, die Herrschaften, die hinter der großen Flügeltür leben, die er ebenfalls nicht durchschreiten kann.

In einem Pre-Opener erfahren wir aus einer alten Wochenschau, dass im Frühjahr 1925 ein deutscher Geologe noch vor Kulik versucht das Tunguska-Phänomen in Sibirien zu erforschen. An dem Tag als die Expedition das Epizentrum erreicht wird seine Berliner Wohnung durch eine angebliche Gasexplosion völlig zerstört.

Die Frau des Geologen, die gemeinsame Tochter Frieda und alle Bediensteten sterben. Der Forscher kehrt nie zutück und gilt als verschollen. Die zweite gemeinsame Tochter Irma war zum Unglückszeitpunkt bei den Großeltern und überlebt.

Irma hat das bestimmte Gefühl, dass ihre Mutter und Schwester noch leben. Fast zwei Jahrzehnte später im 2. Weltkrieg, bei einem Einsatz als Krankenschwester in Bosnien, wird Irma angeschossen. Sie verlässt schlafwandelnd das Lazarett und auf einer in Nebel gehüllten Insel findet sie eine Tür, ohne Wand und Haus. Als sie sie durchschreitet, geht ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung.

Ein Missverständnis führt jedoch zu ihrer erneuten Verbannung aus der Wohnung und sie macht es sich nun zur Aufgabe, die Tür und damit den Eingang in das Berliner Zimmer wieder zu finden.

Während die eine versucht dauerhaft in das Berliner Zimmer zu gelangen, versucht der andere es zu verlassen. Und Nodjet entdeckt einen geheimnisvollen Weg nach draußen. Jedoch findet er sich zu Beginn jeder Episode auf dem Boden des Zimmers wieder.

Wie groß der „Kosmos“ des Berliner Zimmers wirklich ist, weiß man nicht, er besteht zunächst nur aus dem was Nodjet sehen und beobachten kann. Er hat Einblick in den belebten Hinterhof und er sieht etwas in den Seitenflügel, wo die „Herrschaften“ leben müssten. Er endeckt eines Tages Frieda, ein Mädchen in einem Rollstuhl. Sie ist vor kurzem von einer seltsamen Nervenkrankheit befallen worden.

Frieda ist frustriert über ihren Zustand, sie fürchtet nie wieder laufen, nie wieder reiten zu können. Ihr fällt die Decke zuhause auf den Kopf, aber sie hat nicht mehr die Kraft sich der Aussenwelt zu stellen und zieht sich mehr und mehr zurück. Sie verliert immer mehr Lebenskraft.

Durch einen Zufall landet der Zimmermannsgeselle Paul aus dem Betrieb im Hinterhof auf einer Party der „Herrschaften“. Er wird gerufen als die Tafel zusammenbricht. Nachdem er sie reparieren konnte, lädt die Mutter ihn kuzerhand ein.

Frieda und Paul lernen sich kennen, Paul besucht Frieda immer wieder, für ihn ist es eine schöne Gelegenheit seinem nervenden Chef zu entfliehen und immer etwas gutes zu Essen zu bekommen.

Er merkt nicht was in Frieda vorgeht, die immer wieder wutentbrannt alles zerstört und Streit mit Paul vom Zaun bricht.

Paul hört von einer Therapie zur Heilung der Nervenkrankheit und macht Frieda Hoffnung bald wieder laufen zu können.

Als Paul Frieda, nach einem Ausflug, hilft zu Bett zu gehen offenbart sich Frieda.

Die Tüt taucht in nicht nachvollziehbaren Intervallen immer wieder irgendwo in Europa plötzlich auf. So kommen immer wieder spannende Menschen zu Besuch, doch im Gegensatz zu Nodjet, bleibt der Weg aus dem Zimmer für sie nicht verschlossen.

 

Charaktere der ganzen Staffel

Steven Nodjet,

ein bekannter Virologe und Autor, der plötzlich im Berliner Zimmer gefangen ist und versucht aus der Wohnung zu fliehen. Am Anfang jeder Folge erwacht er jedoch wieder auf dem Boden des Raums.

Frau von Remschmiedt,

wohnt im Herrschaftsbereich der Wohnung, zu dem der Zuschauer und Nodjet keinen direkten Zugang haben.

Frieda von Remschmiedt,

ist am Rollstuhl gefesselt und verliebt sich in den Zimmermannsgesellen Paul.

Irma von Remschmiedt,

versucht verzweifelt nach einem Zugang in die Wohnung, die durch ein eine Zeitanomalie für sie nicht mehr zugänglich ist.

Nestor,

der Butler, 120 Jahre alt und Geheimnisträger. Er ist der einzige der körperlich altert.

Paul,

arbeitet in der Tischlerei im Hinterhof

Magda,

die attraktive Reinemachefrau und gute Seele des Berliner Zimmers

Die Steuerprüfer,

sind nur in einem Raum der Wohnung und wälzen Akten, jedoch haben ihr Entscheidungen Tragweiten, dass man die beiden glatt auch Schicksal und ihre Akten Orakel nennen könnte.

Die ermordete Witwe,

ein Geist des Hauses, taucht nur selten auf und spricht in Rätseln.

Erich Auriga,

der Chauffeur, ist aber nebenberuflich noch Bandenchef, er hat die Schlüssel zum Auto und damit auch zum geheimnisvollen Tor aus der Wohnung und ihrer Zeit.

Igor der Rotzer,

Die Stimme des Volkes, wohnt im EG 1.HH, 2. Tonne rechts.

 

Das Berliner Zimmer, Folge 0: "Isolation"

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The Waves of Venice

Mit

Martin O´Shea

als

Marcello


Obwohl er von nichts anderem träumt als Venedig, hat Marcello sich damit abgefunden niemals sein Dorf verlassen zu können, doch dann kommt es zu einer unerwarteten Begegnung und eine Metamorphose beginnt.


Nach der Novelle: Orange Novella von M. O´Shea


Figuren

Marcello – Ein einsamer Künstler der vom Reisen träumt, aber auf Grund einer Angststörung sein Dorf nicht verlassen kann,

Malgorzata (Die Meisterdiebin) – einstige Jugendfreundin von Marcello, hat eine kriminelle Karriere in Berlin gemacht und muss sich zurückziehen, mit ihr kehren auch die philosophischen Gespräche und das Gefühl der Vertrautheit, vielleicht sogar der Liebe in Marcellos Leben zurück.

Henia – äußerst attraktive Tochter von Malgorzata. Zusammen mit ihrer Mutter hat sie ein System der Beinflußung entwickelt, das andere für die beiden klauen läßt.

Der Graf – Unsympathischer Großgrundbesitzer, reißt alles an sich. Liebt die italienische Kunst der Renaissance und sucht das perfekte Bild. Steht auf junge Frauen und indoktrinären Voyeurismus.

Der Knecht – Mag Henia, soll sie im Auftrag von seinem Herrn verführen.

Signore Nessuno, Dr Damocle – Geheimnisvoller Gesprächspartner, der das Vakuum des erneuten Verschwindens von Malgorzata füllt.

The Waves of Venice - Trailer

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Bruchstücke

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2002-2020

Mit:

Romanus Fuhrmann, Norbert Anwander, Miles O´Shea, Nicholas Young u.v.m.


Mr. Worstward, Mitarbeiter einer europaweit agierenden Geheimorganisation wird verhaftet. Er gesteht u.a. wie er vor über 20 Jahren Menschen manipuliert hat, so dass diese Selbstmord begangen.








Lacrimosa

Der gutmütige Thomas Bärwaldt ist psychisch schwer krank. Im Wald werden Kokons mit Mädchenleichen gefunden. Sind es wirklich Thomas Alpträume und Visionen, die ihn zur Flucht drängen?











Uturuncu

Der endlose Anstieg

 

 

Logline:

Höher, immer höher, jeden Tag ein paar hundert Meter, mit dem Fahrrad und Gepäck für die nächsten Wochen. Die Gruppe ist entspannt, nur Manfred weiß, diese Höhe kann einfach nicht existieren. 

 

Inhalt:

Reisebuch von Manfred Brecher:

27.03.1983
Seit dem Tal des Grande Punchawa geht es stetig bergauf. Selbst wenn ich in meinen Rechnungen den niedrigsten Wert nehme komme ich bereits auf über 7500 Meter über null. Das Schreiben strengt an, das Denken wird zur Qual. Ich kann mich kaum noch auf dem Rad halten. Den anderen scheint die Höhe nicht so zu zusetzen wie mir, für sie scheint alles in der Norm zu sein. Die Stimmung ist ausgelassen und das in der Höhe! Nur in Bezug auf mich ist die Gruppe…
Aber es ist unmöglich, wir können diese Höhe nicht erreicht haben, sie existiert schlichtweg nicht in Südamerika.
Ich kann meine Zweifel nun nicht mehr äußern, es zu spät, ich würde mich gänzlich lächerlich machen. Renate Kolbers vielleicht…
Aber ich muß jetzt versuchen zu Schlafen, muß den Kopf frei bekommen.

In MANFREDS Kopf rasen die Gedanken im Kreis, sein Puls pocht schmerzend in die Stirn. Für die unglaublichen Weiten, die Tönungen in Rot, Rosa und Türkis, für die insgesamt surreal anmutende Umgebung, die sanften Gipfel und die weiten schimmernden Salzseen hat er kein Gespür mehr, sie finden keinen Zugang mehr zu ihm. Zu sehr ist er mit sich, der Gruppe und dem stetig ansteigenden Weg zum Uturuncu befasst.

Wie kann es sein, dass niemand davon Notiz nimmt, dass niemand auffällt, dass sie scheinbar die physikalischen Gesetze überschritten haben oder dass sie eine Hochebene erreicht haben, die völlig unbekannt war, aber das ist so abwegig, dass es schon verrückt klingt. Alles; der riesige rosafarbene See mit den Flamingos, das Salzmeer, der grünblau schimmernde Fels, der nördlich der letzten noch gut ausgebauten Mienenstraße aus einem rötlichen Pastellton heraus stach und zuletzt der kaum zu bewältigende, teils sandige, teils grauschlammige Weg, der von der Straße abging, um vom Hochplateau immer weiter nach oben zu führen; alles, alles deckte sich mit den Beschreibungen von Paul Güßfeldt, nur die diese verdammte Höhe nicht. Die Beschreibungen von Güßfeldt, dem Geologen und Abenteuerer des 19. Jahrhunderts, dessen Aufzeichnungen er von seinem Freund GEPARD bekam und die letzten Monate verschlang.

Mitte der 1970iger formiert sich eine große Gruppe Radsportler und Bergsteiger, um das gerade in Kalifornien aufkommende Bergradfahren, Mountainbiking auch in Europa zu praktizieren.
Auf meist selbst umgebauten Rädern geht es zu den höchsten, befahrbaren, europäischen Pässen.

Gepard, angehender Geologe, findet einen Reisebericht von Paul Güßfeldt in der Hochschule von Heidelberg, in dem von einem Weg zu einem Mienen-Eingang in der Nähe des Gipfels Uturuncu in Bolivien, an der Grenze zu Chile auf rund 5900 Meter Höhe berichtet wird. Auf der anderen Seite des Berges führt diese Straße zu einem geheimnisvollen Dorf. Es handelt es sich um eine Passstraße und zwar höher als jede bekannte im Himalaja Gebiet.

Eine fixe Idee ist geboren.
Jahre später hat sich ein harter Kern der zuvor eher unverbindlichen Gruppe gebildet.
Die 7 Männer und zwei Frauen stehen mittlerweile mit beiden Beinen fest im Leben. Aber die Sicherheit die ihnen ihr eher gewöhnliches Leben bietet, bringt einen unangenehmen, faden Beigeschmack in ihr Dasein.
Manfred wird durch seinen ausgefallenen Musik Geschmack in jungen Jahren schon zum Weltenbummler. Trekkingreisen nach Aserbaidschan, Kasachstan, Pakistan und Indien werden häufig unternommen. In Indien entwickelt er ein großes Interesse an die Mythologie des Landes.
Manfred hat große finanzielle Probleme, sein jahrelanges Philosophiestudium hat sein Erbe aufgefressen und ihn in Schulden gestürzt. Während seiner Tätigkeit als Tutor verpasste er die Möglichkeit zu promovieren. Er war äußerst talentiert und hatte immer Forschungsgelder bekommen und eng mit seinem Professor zusammen gearbeitet. Als dieser nach Amerika ging stand er zunächst allein da. Seine aufgeschlossene, sensible und offenherzige Art wurde vom neuen Professor eine Zeit lang ausgenutzt, dann wurde er fallen gelassen. Es blieb ihm nur noch der Radsport. 1979 kommt es seit langer Zeit wieder zu einem internationalen Etappenrennen in Deutschland: „Die Internationale Vitamalz-Rundfahrt“. Manfred bekommt von einer Straßburger Tageszeitung den Auftrag für eine Reportage. Die französische Sportzeitung L ́equipe wird auf Manfred aufmerksam und engagiert ihn.
Doch das reicht nicht aus, um aus den Schulden zu kommen, er braucht ein ganz großes Ding. Eine große Reportage, einen Rekord.
So greift er die alte abwegige Idee wieder auf.
Es kommt zum Konflikt mit Gepard, der die Idee zuerst hatte und der beim Projekt mit dabei ist.
Mit dabei ist auch
HARTMUT, der eine diplomatische Laufbahn eingeschlagen hat, er lässt seine Kontakte spielen und bekommt eine außergewöhnliche Genehmigung für die Expedition zum Uturuncu-Gipfel auf 6020 Meter. Von der angeblichen Passstraße ist weder bei den bolivianischen – noch bei den chilenischen Behörden etwas bekannt. Die Miene ist nicht verzeichnet und Kartenmaterial von dem Gebiet gibt es nicht. Große Teile der Gegend sind vermint, da es seit dem Salpeterkrieg 1879-1884 immer wieder zu Kampfhandlungen zwischen Chile, Bolivien und Peru kam.

RENATE studierte Spanisch bis sie heiratete und ein Kind bekam. Sie ist zuständig für die Korrespondenz und dolmetscht vor Ort. Nach 6 Jahren Auszeit hat sie nicht wieder den Mut gehabt zu studieren. Sie ist mittlerweile getrennt vom Vater.
Lange hat sie gehadert, hat dann aber den Entschluss gefasst die Expedition mit zu machen, endlich die lang ersehnte Auszeit aus dem Alltag einer Alleinerziehenden. Ihr Sohn bleibt bei den Großeltern und auch der Vater betreut ihn gerne und gut, er ist in guten Händen. Trotzdem plagen Renate Zweifel wegen ihres Entschlusses. Auch mit 7 Männern auf Expeditionen zu gehen behagt ihr eigentlich nicht. Obwohl sie zu Manfred nie näheren Kontakt hatte, kennt sie ihn schon viele Jahre und hat ein eigentümlich tiefes Vertrauen zu ihm. Mit Gepard hatte sie kurzzeitig eine erotisch sehr intensive Affäre. Gepard brach diese abrupt ab, es fand nie eine Aussprache statt.

Alle Teilnehmer sind attraktiv, selbstverständig durchtrainiert und besitzen einen schwarzen und derben Humor.
Das Abenteuer beginnt ohne finanziellen Background, das Reisematerial ist immer noch größtenteils im Eigenbau entstanden.

Nur Manfred steckt einen Vorschuss von L ́equipe in die eigene Tasche.
Von Abenteuerlust und Rekordgier getrieben ist der einzige Luxus den sich die Gruppe leistet: Zeit, drei Monate.
Nach einem Flug nach La Paz geht es in 7 Tagen mit dem Zug über Oruro zur Mienenstadt Uyuni. Eine Einreise über Chile ist zu dieser Zeit unmöglich, da die beiden Staaten nicht einmal diplomatische Verbindungen unterhalten.
Es beginnt die zähe und lang gezogene Fahrt in Richtung Uturuncu,
welcher um die 600 Km und unzählige Höhenmeter entfernt ist.
Zunächst geht es in ein Tal, das ungewöhnlich für diese Gegend, einige Meter unter 0 liegt dann jedoch geht es tagelang, zwar moderat, aber stetig nach oben.
Im verlassenen Grenzdorf Ramaditas baut die Gruppe ihre Zelte auf, Manfred findet, penibel, wie er öfter mal ist, keinen ebenen Platz für sein Zelt. Er zieht den Spot der gesamten Gruppe auf sich, als er knapp 500 Meter von der Gruppe sein Zelt aufbaut. In der Nacht träumt Manfred von Gewitter.
Obwohl seit Wochen keine Wolke zu sehen war, schlägt mitten in der Nacht tatsächlich in der Nähe ein Blitz ein.
Hier beginnt die eigentliche Geschichte, die persönliche Geschichte von Manfred. Zwar lassen die Höhenmesser, wegen der nun starken Wetterschwankungen keine verlässlichen Daten mehr zu, doch Manfred ist sich ziemlich sicher, die Zielhöhe von knapp 6000 Meter nach mehreren Tagen erreicht zu haben.
Die Gegend ist unwirtlich und stürmig, durch die Höhe ist das Vorankommen mühsam, der Untergrund ist kaum befahrbar, so legt die Gruppe nur wenige Kilometer am Tag zurück.

Vom Gipfel des Uturuncu fehlt noch jede Spur.
Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht, denkt Manfred.
Doch aufgrund der ausgelassenen Stimmung in der Gruppe, die schon bald kippen soll und der Höhe, die Manfred, wie ihm scheint mehr zusetzt als den anderen unterdrückt er zunächst seine Zweifel.

Es scheint ein endloser Anstieg zu sein, selbst Wolken sind nicht mehr zu sehen. Manfred versucht sich immer wieder zu beruhigen, doch nach seinem Aufzeichnungen, müssten sie längst viel höher sein als der höchste Berg Amerikas dem Aconcagua, mit 6959m.

Er ist kurz davor all seinen Mut zusammen zu nehmen und sich Renate anzuvertrauen, noch beherrscht ihn der Zweifel allzu sehr und er hat Angst seinen sowie so auf dieser Reise schwer ledierten Ruf als guter Kumpel und Sportler weiter zu verspielen.
Doch morgen wird er mit Renate sprechen!
Sie fahren bis spät in die Nacht und als Sie ihre Zelte aufstellen ist es Neumond- Dunkelheit die sie umgibt.

Ist es die Höhenkrankheit die Manfred zum paranoid denkenden Menschen macht? Sind es vielleicht seine Kumpels die ihm einen Streich spielen wollen und ihn mit falschen Daten der Höhen schier in den Wahnsinn treiben?
Oder geht es tatsächlich immer weiter nach oben, nur außer Manfred fällt es niemanden auf?

Bemerken es die anderen vielleicht auch und haben dieselben Ängste? Ist die Reise überhaupt real?
Oder ist es eine Reise in die Tiefen der Seele von Manfred?
Ist es eine Reise zum kosmischen Berg der Hindus, dem Mandara? Von dem Manfred immer mehr in sein Reisebuch schreibt?

Aber sind wir nicht in Südamerika?

Manfred versucht Pluspunkte zu sammeln und holt eine letzte Flasche Rum aus seinem Gepäck, die angestauten Konflikte entladen sich.
Wieso hat Manfred noch Alkohol?
Wieso hat er den Vorschuss nicht ins Projekt fließen lassen?

Wieso hat er sich nicht mit Gepard ausgesprochen, dessen Idee er schließlich übernahm?
Alle entladen ihre Anspannung auf Manfred, nur Renate zeigt Verständnis. Trotz des heftigen Streits wird die Chance zur klärenden Aussprache, die sich Manfred so erhofft hat, verpasst.

Manfred zieht sich in sein Zelt zurück und entschließt morgen mit Renate zu reden! Am Morgen erscheint der Doppelgipfel des Uturuncu am Horizont.
Manfred ist allein!
Er entschließt sich zum Alleingang, er muß diese Reportage machen, er braucht den Rekord, er braucht das Geld!

Es scheint noch mindestens 1000 Höhenmeter hinauf zu gehen.
Doch wenn man auch nur von 500 Höhenmetern vom Lager bis zum Gipfel ausgeht, müsste es sich bei Manfreds Berechnungen schon um einen 8000er handeln.

©2003 H. Ansorge

In den Aufzeichnungen von Manfred verschwimmen immer mehr Inka- Überlieferungen, indische Mythologie und die historischen Aufzeichnungen von Paul Güßfeldt.

Auflösung findet Manfred im Dorf hinter dem Pass in Wasi Hayñipa (Quechua: Haus der Seele).

Am Ortseingang trifft er den Schamanen Nanacatl. Er spricht Manfred an und erkennt „El Susto“, der in den Anden bekannte „Seelenverlust“, der durch extreme Geschehnisse oder auch durch das Geräusch eines Blitzes stattfinden kann. Manfred berichtet vom Gewitter und vom Blitzeinschlag, Nanacatl überzeugt Manfred durch eine schamanische Opferung in der nächsten Nacht seine Seele die auf dem Uturuncu Zuflucht gesucht hat wieder mit ihm zu vereinen. Er geht weiter und sieht seinen kleinen autistischen Bruder Esra wieder, den er bei einer Bergwanderung vor

über zwanzig Jahren verlor. Er war damals von ihm genervt und trennte das Seil, umso schneller voran zukommen, da stürzte Esra einen Gletscher hinab. Manfred konnte sich das nie verzeihen. Zusammen mit dem Dorfälteste Yama, der ein tiefes Gespräch über Verlust injiziert, setzen sie sich an eine Feuerstelle.

Am nächsten Morgen wird Manfred verwahrlost neben einem Tieropfer von der bolivianischen Armee, im seit Jahrzehnten verlassenen Inka-Dorf Wasi Hayñipa aufgefunden.
Vor 17 Tagen war eine Expetionsgruppe auf einen alten Minengürtel in der Nähe der Grenze gestoßen, nur ein Teilnehmer überlebte.

Die Explosionen hallten wie Gewitterblitze bis zur benachbarten Grenzstation.

Directors Note
Oder, worum geht es hier eigentlich.

In der Grundessenz geht es um Zweifel, um das in Frage stellen der Realität.
Gerät jedoch erstmal die allgemein gültige Welt in Zweifel, stellt man auch sich und seine sicher geglaubte Existenz in Frage.
Die Idee zu „Ururuncu – Der endlose Anstieg“ wurde inspiriert durch die Erzählung „Der Tunnel“ von Friedrich Dürrenmatt. Während es im endlosen Anstieg stetig nach oben geht, bis über die physikalischen Grenzen, geht es im Tunnel stetig bergab in die Erde hinein. Die Gemeinsamkeit liegt in der Isolation des Protagonisten, der das physisch Unmögliche registriert und damit innerhalb einer Gemeinschaft alleine bleibt. Stellt ein Mensch, innerhalb einer Gemeinschaft, fest das etwas geschieht, was eigentlich nicht möglich ist, während die Gemeinschaft keine Ungewöhnlichkeit wahrnimmt, so kommt er zwangsläufig zum Selbstzweifel und projiziert das Wahrgenommene, auf sich und macht es zu seinem eigenen Problem. Hier liegt die unglaubliche Spannung der beiden Geschichten.
Der Tunnel wiederum war inspiriert durch Thomas Mann „Zauberberg“.
Hier spielt die Bergsymbolik und Bergwelt, neben Krankheit und Tod eine wesentliche Rolle.

 

Für mich kam der Tunnel und die Bergwelt zusammen als ich als 15 Jähriger, der gerade den Tunnel gelesen hatte, beim Bergsteigen zum ersten Mal völlig unerwartet von einer Höhenkrankheit in einer 500 Meter hohen Felswand auf 3000 Meter Höhe überrascht wurde.
Ich konnte mich über Stunden weder vor noch zurück bewegen, schrie nach Helikoptern und Bergrettung; leider, oder Gott sei Dank, hörte mich niemand. Ich schaffte, nach einiger Zeit, aus eigener Kraft den Abstieg.

Erneut auf das Thema kam ich dann im Jahr 2000 in Chile, als ich bei einem Radtrekking über 5000 Meter Höhe merkte, daß mir die Höhe scheinbar mehr zusetzte als dem Rest der Gruppe. Beim Trinken einer Dose Cola kam ich plötzlich völlig außer Atem.

Nach Tagen auf dieser Höhe ändert sich die Wahrnehmung, zusammen mit der Landschaft gerät man quasi in eine andere Welt, in eine andere Dimension oder vielleicht auf einen anderen Planeten und wenn man einmal die Welt verlassen hat, ist alles möglich. Es hätte mich nicht wirklich gewundert, wenn, wie in Lems Solaris, auf einmal ein verstorbener Freund aufgetaucht wäre.

Dieses Gefühl durch einen Film dem Zuschauer zu vermitteln wäre mein Ziel für dieses Projekt. 

Wojna Wiosna

Krieg und Frühling

Ein Theaterstück

I
Ende Winter, Anfang Frühling, auf dem Land, morgens, Vögelgezwitscher Ein Haus ohne Dach
Links davon eine schiefe Hütte aus Holz
Dazwischen eine weiße Linie

Pause

Unter einem Schutthaufen im Haus ein Husten. Der Schutthaufen bewegt sich.
Spatsch kriecht aus dem Haufen hervor.
Eine Flasche Wodka im Mantel, fast leer.

Er wundert sich etwas über den Schutt, der auf ihm lag.
Geht nach draußen.
Scheint verwirrt, so als wäre etwas anders, nur er weiß noch nicht was es ist. Läuft umher.
Schüttelt Staub von seinem Mantel
Läuft umher.
Betrachtet sein Haus
Trinkt einen Schluck aus der Flasche.
Läuft um das halbe Haus.
Betrachtet es.
Kratzt sich am Hintern.
Gedankenblitz, ihm fällt auf, was anders ist.

Spatsch:
„Das Dach, …, sie haben mir das verdammte Dach geklaut!“

Schüttelt den Kopf
Pause
Trinkt die Flasche leer und schmeißt sie auf die Wiese. Er geht ein paar Schritte nach links

Spatsch:
„Hej Nachbarin! …Schoweka bist du da?

Schoweka:
(mit leiser, dünner, kaum merkbarer Stimme) „Nein“

Spatsch:

„Los komm raus ich muss mit Dir reden!“

Schoweka: „Nein, ich komme nicht“

Spatsch:
„Jetzt komm schon, sie haben mir das Dach geklaut… Wenn wir nicht aufpassen klauen sie dir deines auch noch.“

Er betrachtet das Dach von Schoweka und stellt fest, dass niemand dieses Dach klauen wird.

Schoweka:
„Sie haben dir dein Dach nicht geklaut, es ist abgebrannt“

Spatsch:
(überlegt)
„Das ist nicht möglich, ich hab seit Jahren nicht geheizt“

Er setzt sich, auf einen bequemen Stein, als wäre er ohnehin schon zu lange gestanden.

Pause

„Poock“ Ein reifer Apfel fällt auf den Boden.

Spatsch scheint ihn nicht wahrzunehmen. Dann kommt ihm etwas komisch vor.
Er schaut zum Apfel.
Er schaut wieder weg.

Er schaut noch mal zum Apfel.
Er schaut wieder weg.
Er fixiert den Apfel.
Er steht auf und geht zum Apfel.
Er schaut nach oben, dann wieder auf den Apfel
Er schaut wieder nach oben, er senkt den Kopf als verfolge er den Apfel beim Flug. Er überlegt.

Er schüttelt den Kopf.
Er geht zurück und setzt sich wieder an die alte Stelle.

Pause

Spatsch:
„Es ist Frühjahr nicht?“

Schoweka: „Sankt Ambrosius!“

Pause

Spatsch: „Eigenartig!“

Schoweka:
„Wojna war hier…
Sie hat das Dach abgebrannt.“

Spatsch: „Miststück! Wann war sie hier?“

Schoweka: „Bis Wiosna kam.“

Spatsch:
„Und wie lange bleibt die?“

Schoweka: „Bis Alban“

Spatsch:
„Diese Wojna, wo find ich die…?“

Schoweka:
„Von Zeit zu Zeit in der Kneipe.“

Spatsch:
„In meiner Kneipe?“

Schoweka: „In jeder Kneipe…

…oder Du wartest…

…irgendwann kommt sie wieder vorbei. Sie kommen alle wieder“

Pause

Pause

Pause Pause

Pause

Spatsch geht zum Apfel Schaut noch mal nach oben Schüttelt den Kopf
Hebt den Apfel auf und ißt ihn

Pause Pause

Spatsch: „Schoweka!? Mein Dach ist weg…“

Schoweka: „Ich weiß!“

Spatsch: „Es ist feucht…

…kann ich zu dir kommen?

Nur bis ich mein Dach wieder gefunden hab“

Schoweka „Nein“

Spatsch: „Weshalb nicht?“

Schoweka:
„Die Grenze Spatsch…
Du kannst sie nicht überschreiten“

Spatsch: „… ich vergaß“

Spatsch: „Schoweka! …
Ich leg mich wieder hin…. Paß auf dein Dach auf, ja? …
Gute Nacht Nachbarin!“

Schoweka
„Gute Nacht Nachbar!“

Pause

Große Pause

Licht aus

Spatsch: „Scheiß Wojna!“